Fortgesetzte Gespräche

von Michael Lewin
Zu Andrea Bönigs »Sequenzen« mit Alfred Hrdlicka

Es war im Sommer 1985, als ich Alfred und Barbara Hrdlicka zum ersten Mal begegnete, und zwar im Wiener Café Mozart – allerdings jenem auf der Lerchenfelder Straße, das längst nicht mehr existiert. Es ging um ein Buchprojekt. Ein gemeinsamer Vortrag von Erich Fried und Erwin Ringel sollte überarbeitet in Buchform erscheinen und auf Wunsch der Autoren von Hrdlicka illustriert werden. So entstand der erste Kontakt. Und das erste Gespräch. Und das Gespräch setzte sich am selben Abend in einem italienischen Lokal in der Neustiftgasse fort und bereits im Herbst desselben Jahres hatte ich das Gefühl, dass es Alfred Hrdlicka und dieses Gespräch immer gegeben hatte, obwohl wir uns doch erst wenige Wochen kannten.

Das Buch erschien tatsächlich (Die da reden gegen Vernichtung, Europaverlag 1985) und gleich im Anschluss begannen wir zwei Projekte, die uns die nächsten Jahre lang praktisch täglich in Kontakt brachten. Zum einen die Werkausgabe der Schriften, Skulpturen und Druckgrafiken (ein geplanter vierter Band über die Malerei kam nicht zuletzt durch die Erkrankung und den frühen Tod von Barbara nicht mehr zustande; überdies hatten Alfred und Barbara den Versuch, die vielen tausend Handzeichnungen zu erfassen, die in aller Welt verstreut sind, erst gar nicht in Angriff nehmen wollen).

Zum anderen die Durchsetzung und Aufstellung des Denkmals am Albertinaplatz in Wien, das ja dann tatsächlich in zwei Etappen – 1988 und 1991 – realisiert wurde.

Rückblickend war diese intensive Zeit mit Alfred Hrdlicka nicht nur mit die schönste, sondern auch die mitunter prägendste in meinem Leben und die Gespräche setzten sich ununterbrochen noch durch die ganzen 90er Jahre hinweg mit unveränderter Intensität fort ...


(Auszug aus dem Booklet der DVD)